Hochwasserschutz

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Hochwasserschutz in Hannover

Am Donnerstag, 12. Januar 2006 hatte der SPD-Ratsherr Johannes Löser in das Freizeitheim Ricklingen eingeladen, um im Vorfeld der nächsten Bezirksratssitzung zum Themenbereich „Hochwasserschutz und Deich” Fragen zu sammeln und die Anfang Dezember 2005 erschienene Informationsdrucksache Nr. 2518/2005 „Hochwasserschutz in Hannover” zu diskutieren.

Bei der nächsten Sitzung des Bezirksrates Ricklingen am Donnerstag, 09. Februar 2006, soll als wichtigster Tagesordnungspunkt „Hochwasser und Standsicherheit unseres Deiches” beraten werden, wie Bezirksbürgermeister Werner Bock kürzlich verlauten ließ. [Mehr dazu]

Erich-Peter Potthoff, 1. Sprecher des Deichgrafen-Collegium Ricklingen, zur SPD-Veranstaltung

Zu einer Veranstaltung zum Thema Hochwasserschutz hatte am 12.1.2006 der SPD Ortsverein Ricklingen in das Freizeitheim geladen. Teilnehmer waren u.a. Dr. Klaus Rickert (Lehrbeauftragter an der Universität Hannover, WB-Bau-Wasser und Umwelt) sowie Jens Pohl (Tiefbauamt).

30 Bürgerinnen und Bürger, die sich um die Schutzfunktion des Ricklinger Deiches sorgen, waren gekommen, um sich zu informieren.

Nach einer ausführlichen Darstellung der Hochwasser-Situation in Hannover und darüber hinaus in Niedersachsen durch Herrn Jens Pohl, konnten die Teilnehmer die sie interessierenden Fragen stellen.

Die geplanten Maßnahmen zum Hochwasserschutz in Höhe von ca. 20 bis 25 Millionen EUR werden zum überwiegenden Teil für die Verbreiterung der Benno-Ohnesorg-Brücke und Abgrabungen im Vorland zwischen Legions- und Leinertbrücke benötigt. Die unseres Erachtens zwingende Notwendigkeit der Verlängerung des Deiches vom Edelhof bis zum Südschnellweg ist vorerst nicht geplant, da dies dazu führen könnte, das Hemmingen im Hochwasserfall überschwemmt würde. Das bedeutet aus unserer Sicht, dass für Ricklingen und Hemmingen eine gemeinsame Planung vorgenommen werden müsste. Auf Grund der derzeitigen Situation muss davon ausgegangen werden, dass bei einem HQ-100-Hochwasser Ricklingen über die Straßen "An der Bauerwiese" und "Hahnensteg" vollaufen würde.

Die immer wieder von der Landeshauptstadt Hannover publizierten Gutachten für die Sicherheit des Deiches konnten wieder einmal nicht in die Diskussion einfließen, da sie nicht vorlagen. Es machte sich der Verdacht breit, dass z. B. das Gutachten, bei dem alle 20 Meter eine Bohrung zur Überprüfung des Deichkernes auf Festigkeit durchgeführt sein soll, gar nicht existiert. Dazu wurde wieder einmal erwähnt, dass beim Bau des Deiches unter anderem Bauschutt verwendet werden sein soll.

Ferner wurde noch einmal darauf hingewiesen, dass die Situation am Deich durch die schlampige Pflege (Bewuchs, Mähen etc.) durch die Landeshauptstadt Hannover immer prekärer wird.

Fazit:
Die ausstehenden Fragen der Ricklinger Bürgerinnen und Bürger sind aufgenommen worden und werden hoffentlich am 9. Februar 2006 bei der nächsten Veranstaltung im Freizeitheim Ricklingen konkret beantwortet. Es ist zu hoffen, dass die Stadtbaurätin Frau Boockhoff-Gries persönlich daran teilnimmt, um von kompetenter Stelle zu erfahren, welche Maßnahmen im speziellen für Ricklingen geplant sind, wann mit der Durchführung zurechnen ist und ob die finanziellen Genehmigung durch den Rat der Stadt Hannover bereits erfolgt ist.
Erich-Peter Potthoff

Dietrich Jahn, Bezirksratsherr, Bündnis 90/Die Grünen

Vor 60 Jahren, vom 9. bis 11. Februar 1946, überflutete ein Hochwasser Ricklingen unvorbereitet. Acht Jahre danach war der Deich fertig gestellt, hinter dem sich seitdem die Ricklinger vor solchen Ereignissen sicher wähnten. Seine Schutzfunktion hat sich bis heute bewährt. Das Hochwasser am Jahresbeginn 2003 aber ließ Fragen nicht mehr verstummen, bis zu welchem Pegelstand der Deich Ricklingen tatsächlich schützt. Die Stadtverwaltung gab auf der Bezirksratsratssitzung am 9. Januar 2003 beruhigende Antworten. Auch als am 10. Juni 2004 der Bezirksrat nachhakte, weil aus der Regionsverwaltung Hinweise auf Schwächen des Hochwasserschutzes in der Presse auftauchten, beruhigte die Sadtverwaltung.

Am 7. Oktober 2004 erläuterte dann Herr Windeler aus der Regionswerwaltung vor dem Bezirksrat die Unzulänglichkeiten des Hochwasserschutzes. Der Deich sei nördlich des Pumpwerkes in Höhe der Pfarrstraße um 40 cm zu niedrig. Bei einem statistischen Jahrhunderthochwasser - wie dem von 1946 - würde die Deichkrone frei bleiben, aber von beiden Seiten von Wasser umspült. Der Berichterstatter der Stadtverwaltung ergänzte, dass der Schutzwall hinter dem Studentenwohnheim 40 cm zu niedrig sei und das Wasser südlich über eine Senke, die bis zum Hahnensteg 41B reicht, in den Stadtteil drängen würde. Dagegen würde die Feuerwehr mit Sandsäcken und Schlauchsperren den Stadtteil schützen.

Die Informationsdrucksache vom 7. Dezember 2005 zeigt, dass die Stadtverwaltung es dabei nicht belassen und den Hochwasserschutz für Ricklingen, Linden-Süd und die Calenberger Neustadt deutlich verbessern will. Ab 2007 rechnet sie mit Investitionen von bis zu 25 Millionen Euro dafür. Planungsmittel sind schon im laufenden Jahr verfügbar. Das können wir Ricklinger nur begrüssen. Als Einzelmitglied von Bündnis 90/Die Grünen habe ich im Bezirksrat dazu beigetragen, dass die Fragen des Hochwasserschutzes auf der Tagesordnung blieben.
Dietrich Jahn

Stephan Weil, Stadtkämmerer, Kandidat für die Wahl zum Oberbürgermeister, SPD

Der Hochwasserschutz für Ricklingen, aber auch für die Calenberger Neustadt und die weitere Innenstadt ist von der Bauverwaltung in den vergangenen Monaten sehr gründlich untersucht worden. Die aus meiner Sicht wichtigsten Ergebnissen lassen sich so zusammenfassen:

• Bezogen auf ein 20-jähriges Hochwasser (wie z.B. Anfang des Jahres 2003) befindet sich die Schutzvorkehrungen für Ricklingen in einem guten Zustand. Das gilt vor allem - entgegen anderslautenden Gerüchten - vor allem auch für das Fluttor. Kleinere Maßnahmen zur Verbesserung an anderen Stellen werden zügig durchgeführt.

• Der Hochwasserschutz in Hannover hält dagegen nicht einem 100-jährigen Hochwasser wie 1946/1947 stand. Wichtigster Schwachpunkt ist ein Nadelöhr auf Höhe des Ihme-Zentrums. Wenn ein Hochwasser sich dort staut, steigen die Pegelstände in den dahinterliegenden Gebieten automatisch, auch in Ricklingen.

• Unser Ziel muss es sein, daß die Stadtteile an Leine und Ihme auch bei einem 100-jährigen Hochwasser geschützt sind. Deswegen wird der Durchfluss auf Höhe der Benno-Ohnesorg -Brücke deutlich verbreitert. In der Folge sinkt dann auch der Pegelstand in Ricklingen. Es handelt sich um ein sehr aufwendiges Projekt, das vermutlich mehr als 20 Millionen Euro kosten wird. Auch dieses Vorhaben wird zügig vorangetrieben.

• Wesentlich wirksamer als Maßnahmen im Stadtgebiet wäre ein wirksamer Hochwasserschutz im Vorfeld. Nach dem Rückhaltebecken bei Salzderhelden findet im Verlauf der Leine kein weiterer Schutz statt. An dieser Stelle muß das Land Niedersachsen seiner Verantwortung für ein regional abgestimmtes Konzept endlich gerecht werden. Die Stadt Hannover wird die ihr möglichen Maßnahmen in jedem Fall ergreifen.
Stephan Weil

CDU OB-Kandidat Dirk Toepffer zum Thema "Hochwasser in Hannover"

Das Hochwasser im Januar 2003 hat für die Ricklinger Bevölkerung besonders deutlich gemacht, welchen Gefahren sie ausgesetzt sein kann, wenn die bestehenden Hochwasserschutzeinrichtungen nicht ständig überprüft und weiter ausgebaut würden.
So ist es vollkommen richtig, wenn der bestehende und der vorbeugende Hochwasserschutz in breiter Öffentlichkeit im Stadtteil Ricklingen diskutiert werden. Den Anfang hat die CDU Ricklingen mit dem im Februar 1996 ins Leben gerufenen Deichfest zur Erinnerung an die furchtbare Hochwassersituation im Februar 1946 gemacht. Die jährliche Ernennung eines ehrenamtlichen Deichgrafen mit ihrem Symbolcharakter trägt überdies dazu bei, den vorbeugenden Hochwasserschutz für den Stadtteil Ricklingen nicht aus den Augen zu verlieren und vorhandene Mängel an die Stadtverwaltung und Politik heranzutragen. Die Podiumsveranstaltung der Ricklinger CDU mit Fachleuten zum Hochwasserschutz am 31.08.2005 hat bereits deutlich aufgezeigt, dass offensichtlich ein erheblicher Nachbesserungsbedarf besteht. Es ist begrüßenswert, dass sich jetzt der Bezirksrat im ausführlichen Umfang dieses Themas annimmt.

Ich kann die Ängste und Befürchtungen der Ricklinger Bürgerinnen und Bürger verstehen, wenn sie Fragen über die Sicherheit des Deiches aufwerfen. Durch die Beobachtungen des Deichgrafen-Collegiums Ricklingen allein konnten eine Vielzahl von Mängeln am Ricklinger Deich selbst, an Teilen der Schutzmauer am Edelhof und der Deichhöhe am Ricklinger Studentenwohnheim festgestellt werden, die sofortige weitere Ausbaumaßnahmen erfordern.
Ich bin verwundert, wenn die Fachverwaltung der Stadt Hannover in der Informationsdrucksache vom Dezember 2005 an die betroffenen Stadtbezirksräte behauptet, die vorhandenen Hochwasserschutzeinrichtungen seien "in einem guten Zustand, gleichwohl befänden sich einige Stellen in der Überarbeitung". Es wird sich derzeit größtenteils auf groß angelegte Maßnahmen an der Leine und Ihme konzentriert, jedoch werden konkret betroffene und bekannte Stellen wie der Ricklinger Deich völlig übergangen. Der vernachlässigte Zustand des Deiches zeigt, dass die Stadt trotz zigfacher Hinweise nicht erkannt hat, welche Maßnahmen dringend notwendig sind, um bestehende Schutzeinrichtungen für ihren Zweck mit einfachen Mitteln zu erhalten. Es kann nicht hingenommen werden, dass die Fachverwaltung davon ausgeht, einen hundertprozentigen Schutz, beispielsweise vor dem Hochwasser wie im Jahr 1946, gebe es nicht.

Wenn es Überprüfungen gegeben hat, dann muss es auch einen Durchführungsplan für die Beseitigung der erkannten Mängel geben und die kurz-, mittel- und längerfristigen Maßnahmen müssen alsbald umgesetzt werden. Die betroffenen Bürger haben ein Recht darauf, über die geplanten Maßnahmen, die dafür seitens der Stadt freien Mittel und den geplanten Zeitraum der Vorhaben aufgeklärt zu werden. Ich hoffe, dass die Bezirksratsitzung am 09. Februar hier einen großen Schritt zur Durchsetzung dieses Rechts darstellt.
Dirk Toepffer