Musik in St. Augustinus
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Programm: Franz von Assisi - Musik und Lyrik

Sonntag, 10. Oktober 2004, 17.00 Uhr
Benefizveranstaltung für den Verein Impulse aus Berlin e.V. (Vorsitzender Pater Astan SDB)
zur Unterstützung der Straßenkinderarbeit der Salesianer Don Boscos in Navajeevan/Indien

Programm

Orgel:


Anonymus :Estampie (aus dem "Robersbridge Kodex") (13. Jahrhundert)

Begrüßung:


Bemühung um Franziskus, Winfried Dahn (Künstlerischer Leiter)

Orgel:


Dietrich Buxtehude (1637-1750), Te deum laudamus, BWV 218
Praeludium, Te Deum laudamus, Pleni sund coeli et terra, Te Martyrum, Tu devicto

Franz von Assisi: Dichten


Sonnengesang (abwechselnd mit den einzelnen Orgelsätzen von Buxtehude)

Franz von Assisi: Reden


Franziskus und die Vögel

Orgel:


Olivier Messiaen (1908-1992), Communion ("Die Vögel und die Quellen")

Franz von Assisi: Reden


Assisi (Peter Härtling 1988)

Orgel:


Olivier Messiaen, Sortie ("Der Wind des Geistes"), aus der Pfingstmesse, 1951

Franz von Assisi: Wirken


Franz von Assisi und der Weltkrieg (Alfred Petzold 1918)

Orgel:


Johann Sebastian Bach (1685-1750) "O Mensch bewein' dein Sünde groß" (aus "Orgelbüchlein", 1713-14)

Franz von Assisi: Sterben


Sterbebericht

Hannoversche Erstaufführung für Orgel:


Wolfango Dalla Vecchia (1923-1996), Adagiosissimo (1982)

Dankworte:


Pater Heinz Weierstraß, Direktor der SDB in Hannover-Ricklingen

Ausführende:


Orgel: Prof. Pier Damiano Peretti, Hochschule für Musik und Theater Hannover
Rezitator: Pater Thomas Astan SDB, Künstlerseelsorger in Berlin
Texte von und über Franz von Assisi in Zusammenarbeit mit dem Franziskanerkloster in Hannover
Künstlerische Leitung: StD Winfried Dahn

Programmeinführung zu den Orgelwerken

Die in dem Robersbridge-Kodex überlieferten Orgelstücke gelten als die älteste existierende Orgelmusik. In dem Konzert wird daraus eine Estampie erklingen, ein Kreistanz mittelalterlichen Ursprungs, dem auch eine rituelle Bedeutung zugewiesen wurde. Ähnlich der modernen Minimal-Music, durch seine repetitive Motorik versetzte die Estampie die Tänzer in einen extatischen, meditativen Zustand. Ihr wurde die Fähigkeit zugeschrieben, dadurch böse Geister zu vertreiben. Auch in Italien erklang zur Zeit des Franziskus ähnliche Musik.

Dietrich Buxtehudes "Te Deum" gilt als Summe der Norddeutschen Orgelkunst des 17. Jahrhunderts. Der Komponist macht aus vier Versen des lateinischen Lobgesangs eine Art kleines dramatisches Oratorium - von einem introvertierten Praeludium eingeleitet. Im Sinne der kosmischen Musikauffassung der Barockzeit - Musik als allegorische Abbildung des Universums - werden hier sämtliche Satztechniken und klangliche Ressourcen der Zeit herangezogen um ein eindrucksvolles Schöpfungs-Fresko darzustellen.

Olivier Messiaens Ästhetik findet in der außereuropäischen Musik wie auch in der Natur, bildenden Kunst und christlicher Spiritualität ihre Inspiration. Die Universalität seiner Weltanschauung machte aus Messiaen den prädestinierten Komponisten, der die imposanteste Franziskus Oper der Moderne schuf - eines seiner letzten Werke. Als leidenschaftlicher Ornithologe befasste er sich intensiv mit Vogelgesängen, die u.a. in der Kommunion und in der Sortie seiner Pfingstmesse für Orgel deutlich auftauchen - laut Aussage des Komponisten als Symbol für die Freude und die Freiheit, die aus Gottesliebe kommt.

Komponist, Organist und Philosoph, Wolfango Dalla Vecchia war einer der profiliertesten italienischen Kompositionslehrer der letzten Jahrzehnte; aus seiner Klasse an der Musikhochschule in Padua (Italien) gingen viele anerkannte Komponisten hervor. Sein Oeuvre umfasst Werke für alle Besetzungen, ein spiritueller Hintergrund bleibt dennoch oft unverkennbar.

"Adagiosissimo" wurde im Jahr 1983 zum 700. Geburtsjahr des Franz von Assisi komponiert. Der Titel bezieht sich auf die eigenwillige Tempobezeichnung am Ende des Orgelchorals "O Mensch bewein' dein Sünde Groß" von J.S. Bach. Das Werk stellt in seinen drei Teilen drei Szenen aus Franziskus Leben dar: Die Kreutzverehrung, den Sonnengesang und die Aufnahme des Heiligen in das Himmelreich. Musikalisch geschieht dies in Form eines extrem langsamen sechsstimmigen Kanons, eines freien Rezitativs und einen strahlenden Choral, der das zwölftonige Kanonthema ohne Vorzeichen - also "Verklärt" - wiedergibt; dabei erklingt durch das Pedal virtuoses Glockengeläut.

Ich widme diese Hannoversche Erstaufführung dem Andenken meines unvergesslichen ersten Kompositionslehrer - zehn Jahre nach seinem plötzlichen Tod.

Pier Damiano Peretti, September 2004

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Hettwer/Nöthel 2004