Aufenthalt auf öffentlichen Plätzen
Konzept zur einvernehmlichen Nutzung des Schünemannplatzes
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Homepage - Antrag Nr. 15-2228/2005: Umsetzung des "Konzepts zur einvernehmlichen Nutzung des Schünemannplatzes"
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Konzept zur einvernehmlichen Nutzung des Schünemannlatzes (PDF, 215 KB)
Der hannoversche Stadtteil Ricklingen hat 12.750 Einwohner (Stand: Januar 2005) und liegt im Osten des gleichnamigen Stadtbezirks. Im Zentrum des Stadtteils, an der Straßenkreuzung Ricklinger Stadtweg/Pfarrstraße befindet sich der Schünemannplatz. Der Platz von Wohnungsbau sowie zwei Hauptverkehrsstraßen und auf zwei Seiten fast durchgehend von Ladengeschäften auf der jeweils gegenüberliegenden Straßenseite umgeben. Durch die guten Einkaufsmöglichkeiten sowie die Stadtbahnhaltestelle ist ein vergleichsweise hohes Fußgängeraufkommen. Auf einer Gesamtgröße von ca. m2 bietet er mit einem Spiel- und Bolzplatz, einer offenen Parkanlage mit Bänken, einer öffentlichen Toilettenanlage sowie einer kleinen Restauration verschiedene Nutzungs- und Erholungsmöglichkeiten. Der Schünemannplatz wurde im Jahr 2001/02 neu gestaltet. Zur Übersicht ist ein Stadtkartenauszug als Anlage beigefügt.
Seit geraumer Zeit werden von Anwohnern des Platzes immer wieder Beschwerden über
Lärmbelästigung, Verschmutzung des Platzes, Urinieren in der Öffentlichkeit etc. vorgebracht.
Die Beschwerden richten sich überwiegend gegen Personen und Gruppen, die sich häufig bis
regelmäßig auf dem Platz aufhalten, durch Alkoholkonsum und dominantes Verhalten
auffallen und die, im Sinne unserer Gesamtkonzeption, als unerwünschte Nutzer bezeichnet
werden können.
Nach einer Absprache mit dem Fachbereich „Stadterneuerung und Wohnen" am 21.09.2005
wurden wir gebeten, die folgende Konzeptstudie für den Bereich Schünemannplatz zu
erarbeiten. Ziel des Projektes „Aufenthalt an öffentlichen Plätzen" soll es sein, einen
Überblick in Art und Umfang der vorliegenden Störungen zu gewinnen sowie mit den
verschiedenen Interessengruppen eine nachhaltige einvernehmliche und gemeinschaftliche
Nutzung des Platzes zu erwirken. Eine bloße Vertreibung der unerwünschten Nutzer wurde
ausdrücklich ausgeschlossen, da dieses das vorliegende Problem erfahrungsgemäß nur auf
andere Plätze der Umgebung verlagert.
1. Bestandsaufnahme und Initialisierungsphase
Bei einem ersten Besuch des Schünemannplatzes stellte sich die Situation an einem
Spätnachmittag für uns wie folgt dar:
In der Nähe des Brunnens saßen auf den dort aufgestellten Bänken ca. 12 Personen.
Weitere 3-4 Personen standen in einer kleinen Gesprächsrunde in der Nähe am Brunnen.
Fast alle Personen tranken Bier. Einige wenige hatten neben sich auch sog. Flachmänner
mit hochprozentigem Alkohol stehen. Von den Anwesenden waren 4 Leute über 60 Jahre alt,
zwei Personen über 50 und ca. 7 Personen über 40 Jahre alt.
Auf dem Mittelteil des Platzes lag ein Mann auf einer Bank und schlief. Zwei Frauen saßen
biertrinkend auf einer anderen Bank und redeten miteinander. Die meisten Personen waren
angetrunken, aber durchweg ansprechbar und gesprächig.
Diesem ersten Eindruck zur Folge, stellt sich die Situation für außenstehende Beobachter so dar, dass die Gruppe der Trinkerinnen die vorderen Bänke am Brunnen für sich in Anspruch genommen hat, so dass andere Personen(-gruppen) nicht mehr die Möglichkeit haben, diese zu nutzen oder sich dort nicht hintrauen. Gleichwohl handelt es sich hierbei um die zu den Einkaufsgeschäften am nächsten gelegenen Sitzmöglichkeiten, die auch für ältere und gehbehinderte Menschen attraktiv wären und zu einem zwischenzeitlichen Ausruhen einladen.
Im Gespräch mit einem Teil der Gruppe zeigte sich, dass Ihnen durchaus bewusst ist, dass sie
für Anwohner und andere Platznutzerinnen ein Ärgernis darstellen. Besonders wenn viel
getrunken wurde, werden sie, nach eigenem Bekunden, zu laut. Außerdem finden sie es
selber zu sehr 'vermüllt' und beklagen, dass von Seiten der Stadt zuwenig Papierkörbe
aufgestellt werden, bzw. seien zwei sogar abgebaut worden. Sie seien durchaus bereit in
einer gemeinsamen Aktion den Müll und die 10.000 Kronkorken auf zu sammeln. Nicht
bewusst ist Ihnen die Problematik, dass andere Nutzerinnen / Interessierte sich von ihnen
verdrängt fühlen (In dem Gespräch zeigte sich, dass sie hiervon überhaupt keine realistische
Einschätzung haben. „Wir tun ja hier keinem was und wir stören auch niemanden." Oder:
„hier kann sich ja jeder zu uns setzen ...".)
Ein weiteres Problem sind die Kosten für die öffentliche Toilette. Die beteiligten Personen
sagen, die Nutzung sei zu teuer, da sie sich den ganzen Tag dort aufhalten und mehrmals
bezahlen müssten.
Demgegenüber steht ihr Wunsch nach einem Platz, wo sie sich ungestört treffen können, da sie es „allein zu Hause nicht aushärten".
2. Bestandsaufnahme und Ideenfindung
In einem nächsten Schritt werden sowohl noch einmal die Beschwerdeführer als auch alle anderen Nutzer und Anwohner des Platzes zu ihren Sorgen, Wünschen und Ideen bzgl. der Gestaltung und Nutzung des Platzes befragt. Denkbar sind hierzu Interviews, die durch eine schriftliche Umfrage ergänzt werden.
Ziel des Beteiligungsverfahrens ist eine für alle Personengruppen zufriedenstellende Lösung zu erreichen, die eine gemeinsame friedliche und rücksichtsvolle Nutzung aller interessierten Nutzer und Anwohner des Schünemann-Platzes ermöglicht.
3. Beteiligungsverfahren
Nach der Auswertung der Bestandsaufnahme wird zu einem gemeinsamen Treffen aller Beteiligten eingeladen. Sinnvoll ist es, wenn an diesem Treffen auch das Grünflächenamt und die Polizei (KOB) teil nimmt. Inhalte dieses Treffens sind:
- Vorstellung der Ergebnisse der Bestandsaufnahme
- Gegenseitiges Kennen lernen
- Erreichung eines Konsens über die zukünftige Nutzung und Gestaltung des Platzes wie auch der Regeln zur Nutzung
- Abstimmung der nächsten Schritte.
4. Maßnahmen
Mögliche Maßnahmen, die wir uns zum jetzigen Informationsstand vorstellen können sind:
- Den Wunsch nach einer gemeinsamen Aktion zu Müllbeseitigung soll aufgegriffen und als Ausgangspunkt für weitere Kontakte und Ansatzpunkte genutzt werden. In einer ersten gemeinsamen Aktion wird der Schünemann - Platz von den Nutzerinnen an einem Nachmittag (öffentlichkeitswirksam) aufgeräumt. Zu diesem Zweck sind alle Anwohnerinnen und umliegenden Ladenbesitzerinnen aufgefordert diese Aktion zu unterstützen. Denkbar wäre die Unterstützung in Form einer gemeinsamen Kaffeetafel unter freiem Himmel.
- In Gesprächen mit den Verantwortlichen für die öffentliche Toilette wird geklärt, ob es für einige Nutzer des Platzes eine preiswertere Möglichkeit zur Nutzung gibt. Denkbar ist eine Art „chip-system" und eine Tagesnutzung, (einmal bezahlen und mehrmals nutzen)
- Denkbar ist eine bauliche Veränderung, indem z.B. die Spielplatzgrenze erweitert wird auf die Mitte der Grünfläche hin zum Ricklinger Stadtweg. Somit wäre nicht nur rein rechtlich, sondern auch deutlich für die Gruppe der Nicht-Spielplatz-Nutzer die 'Grenze zur Überschreitung des Erlaubten' eingeengter und deutlicher wahrnehmbar.
- Um die Verlagerung des Hauptaufenthalts der unerwünschten Nutzerinnen zu erreichen und gleichzeitig eine klare Abgrenzung zu dem übrigen Platzgeschehen her zu stellen, wäre es zu begrüßen, auf der Nordseite des Platzes einen überdachten Unterstand zu bauen, den die Personen für sich nutzen können.
- Anwohnerinnen und Geschäftsleute übernehmen eine Schünemannplatz- Patenschaft und bleiben in ständigem Kontakt mit allen beteiligten Gruppen und der Sozialarbeit, so dass in Konfliktfällen schnell und unkonventionell gehandelt werden kann. Hier wie an anderer Stelle ist auch der Austausch oder Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Ricklinger Vereine denkbar.
- Langfristig ist die Organisation eines jährlichen Schünemann-Platz-Festes zu avisieren, bei dem die betreffenden Personen natürlich sich auch in der Öffentlichkeit mit ihren Projekten vorstellen könnten.
5. Zusammenarbeit mit anderen Diensten
Für ein Nachhaltiges Gelingen des Konzepts ist eine Zusammenarbeit und Kooperation aller zuständigen Dienste und Stellen unbedingt erforderlich. So ist es bspw. notwendig, dass die Sozialarbeit (insbesondere in der Anfangsphase) regelmäßig die Einhaltung vereinbarter Regelungen kontrolliert. Ergänzend sind regelmäßiger Austausch und Kooperation mit den Kontaktbereichsbeamten anzustreben.
Bezüglich der Pflege oder Veränderungen im Bereich der Grünanlagen sowie bei baulichen Veränderungen die Zusammenarbeit mit den städtischen Stellen erforderlich. Dabei ist es wünschenswert, dass so viele Aufgaben wie möglich von den Nutzerinnen des Platzes selbst erledigt werden.
6. Umfang der Maßnahme
- Initialisierung und Problemaufriss 15 Stunden
- Befragung und Auswertung 30 Stunden
- Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Beteiligungsverfahrens 20 Stunden
- Planung und Begleitung von baulichen Veränderung 20 Stunden
- Ständige Begleitung und Koordination der Maßnahmen bis zum Jahresende wöchentlich 5 Stunden x12 Wochen = 60 Stunden
- Dokumentation 20 Stunden
Gesamtumfang 165 Stunden
7. Kosten
Die o.g. Maßnahme wird von Dipl. Sozialpädagoglnnen des Karl-Lemmermann-Hauses durchgeführt. Die Personalkosten werden im Rahmen einer Fachleistungsstunde mit € 46,00 berechnet. Hieraus ergibt sich ein zu beantragender Satz i.H.v. € 7.590,00 für das Jahr 2005.
Die Kosten für evt. bauliche Veränderungen, sind derzeit noch nicht ab zu schätzen, da es sich in diesem Konzept nur um erste Ideen handelt und die zuständigen Fachbereiche in die Entscheidung einbezogen werden müssen.
8. Dokumentation
Die Durchführung der Maßnahme wird regelmäßig protokolliert. Der Kostenträger erhält zum Abschluss jeder Phase des Projekts (A-E) einen Bericht und wird über den weiteren Verlauf umfangreich informiert.
Hannover, den 26.09.2005