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CDU Ricklingen informiert: Die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft

Am 14.02.2005 hielt Dr. Hans Fleisch, Vorsitzender der Stiftung Berlin-Institut, einen Vortrag zum Thema "Die demografische Zukunft unserer Gesellschaft" vor dem Ortsverband der CDU Ricklingen. Dieses Thema war von umso größerem Interesse, als dass am 10.02.2005 ein Handlungspapier des Arbeitskreises Demografische Entwicklung des CDU Kreisverbandes-Hannover beschlossen wurde, welches sich mit der Berücksichtigung des Demografischen Faktors im täglichen politischen Handeln in der Kommunalpolitik in Hannover beschäftigt, über das der Ortsverbandsvorsitzende Klaus Dieter Scholz mit einigen einleitenden Worten berichtete. Herr Dr. Fleisch stellte zu Beginn seines Vortrages die drei Faktoren der Bevölkerungsentwicklung dar - die Sterberate, die Geburtenrate sowie den Weg- bzw. Zuzug, inklusive derjenigen Menschen, die einen Migrationshintergrund aufwiesen, also zugewanderte rechtliche Deutsche aber auch zugezogene Ausländer.

Derzeit befände Deutschland sich in einer historisch bislang einmaligen Situation, da ein enormes Wachstum der älteren Bevölkerung vorläge, jedoch die Anzahl der Kinder und der Eltern immer mehr schrumpfe. Welche Gründe im einzeln bestünden, sei nicht fundiert belegt, jedoch gäbe es Vermutungen. Die Emanzipation der Frau spiele sicherlich eine Rolle, ebenso die berufliche Entwicklung, da Partner oftmals Arbeitsplätze an verschiedenen Orten erhielten und die Beziehungen daran scheiterten. Weiterhin ist häufiges Phänomen, dass Frauen keinen Partner hätten, wenn sie Kinder wollten. Dr. Fleisch stellte ausführlich das Problem der berufstätigen Frauen dar. Nach der Kindererziehung wären sie oftmals für die Ansprüche der Arbeitgeber zu alt. Die Kinderbetreuung wäre jedoch in Deutschland nicht ausreichend bzw. gesellschaftlich nicht akzeptiert. Im Gegensatz etwa zu Frankreich gelte in Deutschland immer noch als "Rabenmutter", wer sein Kind mit einem Jahr in einen Kindergarten gebe, sollte denn ein Platz vorhanden sein. "Die Frauen sind emanzipiert, die Gesellschaft nicht" zog Dr. Fleisch als Fazit. Folge sei auch, dass diejenigen Frauen mit hohem Einkommen keine Kinder bekämen, da gerade bei qualifizierten Frauen die sogenannten Opportunitätskosten - der Verzicht bzw. das Ende der Karriere - zu hoch wären. Daher sei rund die Hälfte der Akademikerinnen kinderlos. Die Konsequenzen für die Gesellschaft seien absehbar: Sie schrumpfe, werde immer älter. Derzeit steige der Altenquotient leicht, in 20 Jahren gäbe es einen enormen Anstieg, der sich auch in den Renten niederschlagen werde.

Mit Blick auf Gesamtdeutschland stellte Dr. Fleisch fest, dass es demografisch zweigeteilt bleibe: Die ehemalige DDR schrumpfe schnell, da eine hohe Abwanderungsrate bestehe. Ausnahme sei lediglich der "Speckgürtel" um Berlin. Folge dessen: Die Pro-Kopf-Kosten steigen an. Es gebe jedoch auch positive Beispiele. Dr. Fleisch stellte hier insbesondere Vechta in West-Niedersachsen heraus: Hier wurde bereits vor 30 Jahren von einheimischen Geschäftsleuten eine Initiative ins Leben gerufen, um junge Leute durch Praktika in einheimischen Betrieben auch nach ihrer Ausbildung vor Ort zu halten und mittels Bauland für junge Familien die Ansiedlung zu erleichtern. Niedersachsen sei insgesamt zweigeteilt, da der Harz etwa zu einem Fünftel aus 80jährigen bestehe, aber allgemein wachse die Bevölkerung hier.

Zu Hannover lässt sich festhalten, dass die Stadt durch die Zuwanderung aus dem Osten in den nächsten 20 Jahren leicht wachsen werde, jedoch auch wie in allen großen Städten mit einem Wachstum von Ausländern zu rechnen sei, insbesondere in denjenigen Stadtteilen, die bereits einen bestimmten Ausländeranteil aufweisen. Es könne in Großstädten in 20 Jahren z.T. mit einem Ausländeranteil von der Hälfte der Einwohner gerechnet werden.

Abschließend fasste Dr. Fleisch die Möglichkeiten zusammen, um die demografische Entwicklung zu beeinflussen. Insbesondere müsse die gegenwärtige Situation bewältigt werden, da jegliche positive Veränderung eine erhebliche Zeit mit sich bringe. Ergo bleibe insbesondere die kommunale Ebene, um den Anteil an jungen Menschen in Städten zu vergrößern und etwa mittels Bürgerstiftungen attraktive Wohnorte für junge Familien zu schaffen. Die Politik habe hier die Verantwortung, den Konflikt der berufstätigen Frauen zu entschärfen, damit die Bereitschaft zur Gründung einer Familie mit Kindern wieder wachse. Die Familienfreundlichkeit in diesem Land müsse gesteigert werden und die Wirtschaft sei am Zug, familienfreundliche Betriebe zu schaffen. Es gäbe bereits private Initiativen, die Zertifikate für Familienfreundlichkeit verteilten. Dieses Vorbild könne Schule machen.

In der an den gelungenen Vortrag anschließenden Diskussion wurden weitere interessante Aspekte erwähnt, die sich allesamt auf eine neue Sicht der Umstände und eine engere Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen sowie Bürgern und der Verwaltung bezogen.

Birgit Nolte, Vorstandsmitglied der CDU Ricklingen

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Text: CDU Ricklingen
Hettwer/Nöthel 2004