Hochwasserschutz

[Zurück][Übersicht][Gästebuch][Email][Email Formular][Newsletter][Chat][Suche][Impressum]

Hochwasserschutz in Hannover

(1) Einleitung

Sensibilisiert durch die Hochwasserereignisse an Elbe und Oder 2002 hat das Thema Hochwasserschutz in der öffentliche Diskussion hohe Priorität erhalten. Diese Ereignisse waren auch Anlass für das am 10. Mai 2005 in Kraft getretene Gesetz zur Verbesserung des vorbeugenden Hochwasserschutzes, mit dem bundeseinheitliche Regelungen zur Vorbeugung gegen Hochwasserschäden verbindlich vorgegeben werden.

Um den gestiegenen Anforderungen an eine effektive Hochwasservorsorge Rechnung zu tragen, hat die Verwaltung den bestehenden Hochwasserschutz untersucht und Möglichkeiten zur Verbesserung geprüft. Mit dieser Drucksache soll eine Information zur aktuellen Situation des Hochwasserschutzes in Hannover und den weiteren Planungen der Verwaltung gegeben werden.

(2) Darstellung der Situation

In Hannover ist der Hochwasserschutz schon lange ein wichtiges Thema. Bereits im 17. Jahrhundert wurde der "Schnelle Graben" zur Abführung der Hochwässer gebaut. Im Laufe der Zeit wurden weitere Schutzeinrichtungen entlang der Leine und Ihme als Deiche, Dämme oder Mauern errichtet. Für besonders gefährdete Einrichtungen, wie beispielsweise die Hautklinik Linden oder das Krankenhaus Siloah, wurden in den vergangenen Jahren individuelle Lösungen zum besseren Schutz gefunden.

Die vorhandenen Hochwasserschutzeinrichtungen unterliegen einer regelmäßigen technischen Überprüfung und sind in einem guten Zustand. Einige Stellen befinden sich derzeit in der Überarbeitung. Dies sind der nördliche Bereich des Ricklinger Deiches in Höhe des Regenrückhaltebeckens, wo Spundwände in den Deich eingeschlagen werden sollen, ein Teil der Schutzmauer, die neu ausgefugt werden muss sowie die zu geringe Deichhöhe am Studentenwohnheim in Süd-Ricklingen, wo bereits der Eigentümer zur Erhöhung des Dammes aufgefordert wurde.

Die vorhandenen Schutzeinrichtungen halten Hochwassersituationen wie in den Jahren 1947, 1981 und 2003 stand. Hierbei waren noch Sicherheiten an den Schutzanlagen vorhanden. Der Wasserspiegel lag 2003 beispielsweise noch etwa 60 cm unterhalb der Oberkante des Beuermanndeichs.

In der Diskussion wird immer wieder die Sicherheit der Deiche, insbesondere in Ricklingen in Frage gestellt, da beim letzten Hochwasser im Jahr 2003 an der Deichinnenseite Wasser austrat. Aus fachlicher Sicht ist dies normal, da durch jeden Deich Wasser sickert. Eine Gefahr besteht erst dann, wenn Material aus dem Deich ausspült wird.

Für akute Hochwassersituationen sind die Feuerwehr und der Fachbereich Tiefbau zuständig. Mit der langjährigen Erfahrung und den Erkenntnissen aus den vergangenen Hochwasserereignissen werden vorhandene Alarmpläne immer wieder aktualisiert. Bei auflaufendem Hochwasser und dem Erreichen kritischer Pegelstände werden Dammbalkenverschlüsse eingebaut, das Deichtor Düsternstraße geschlossen, sämtliche Wehrverschlüsse im Stadtgebiet geöffnet und der Einsatz mit Sandsäcken vorbereitet. Potenzielle Gefahrenpunkte sind bekannt und im Alarmplan entsprechend berücksichtigt. Einen hundertprozentigen Schutz, beispielsweise vor einem Hochwasser wie im Jahr 1946, gibt es jedoch nicht.

(3) Gesetz zur Verbesserung des vorbeugenden Hochwasserschutzes

Nach der aktuellen Gesetzeslage (Gesetz zur Verbesserung des vorsorgenden Hochwasserschutzes vom 03.05.2005 u.a. mit Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes) sollen unter der Regie des Landes, Hochwasserschutzpläne für Gewässerverläufe aufgestellt werden. In den Hochwasserschutzplänen sollen Schutzmaßnahmen für gesamte Gewässerläufe oder Teilabschnitte betrachtet werden. Für den Bereich der Leine und Innerste gibt es derzeit noch keinen Hochwasserschutzplan. Die Stadtverwaltung hat nach Gesprächen mit der zuständigen Landesverwaltung und der Region Hannover eine Arbeitsgruppe gebildet, um die Aufstellung des Hochwasserschutzplanes für Hannover zu begleiten. Dies soll in Abstimmung mit den Nachbarlandkreisen Hildesheim, Northeim und Göttingen erfolgen.

Ferner sind nach dem oben genannten Gesetz die Überschwemmungsgebiete auf der Grundlage des HQ100 (der Hochwasserstand, wie er statistisch einmal in 100 Jahren zu erwarten ist) neu festzulegen. Bei der Festsetzung der Überschwemmungsgebiete ändert sich demgemäß, dass zukünftig auch im Bereich des HQ100 gelegene besiedelte Flächen, die bisher davon ausgespart waren, als Überschwemmungsgebiete ausgewiesen werden. Damit gilt ein grundsätzliches Verbot für die Planung neuer Baugebiete in Überschwemmungsgebieten. In Gebieten, in denen bereits Baurechte aufgrund eines Bebauungsplanes oder aufgrund der §§ 34 und 35 des BauGB bestehen sind Baumaßnahmen nur zulässig, wenn keine nachteiligen Auswirkungen auf den Hochwasserschutz damit verbunden sind. Diese Baumaßnahmen bedürfen zudem einer besonderen Genehmigung durch die Wasserbehörde.

Die Abbildung in Anlage 1 gibt die von der Wasserbehörde der Region veröffentlichten Darstellungen zu dem aktuell festgesetzten Überschwemmungsgebiet der Leine sowie zu den bei einem 100-jährigen Hochwasser gefährdeten Bereichen wieder.

(4) Planungsüberlegungen

Trotz der bestehenden relativ guten Situation bei den Hochwasserschutzeinrichtungen ist die Stadt bestrebt, den größtmöglichen technischen Hochwasserschutz für die Bevölkerung zu bieten. Aus diesem Grund gibt es auch weiterführende Überlegungen, wie das Hochwasserrisiko in Hannover verringert werden kann. Hierbei sind Maßnahmen außerhalb der Stadtgrenzen als auch in Hannover selbst denkbar.

Maßnahmen im Oberlauf der Leine

Wenn in den Flussoberläufen Maßnahmen zur Wasserrückhaltung umgesetzt werden könnten, würde in Hannover weniger Wasser als bisher eintreffen. Die Schutzeinrichtungen in Hannover könnten demnach für ein niedrigeres Hochwasser ausgelegt werden. Im Oberlauf der Leine gibt es seit 1994 das große Hochwasserrückhaltebecken in Salzderhelden mit 37,4 Mio. m³ Rückhaltevolumen auf einer Fläche von 1.000 ha, durch das die Hochwassersituation in Hannover positiv beeinträchtigt wird. Weitere nennenswerte Rückhaltebecken, insbesondere an der Innerste gibt es derzeit nicht. Die Prüfung weitere Möglichkeiten der Rückhaltung sollen im Zusammenhang mit der Aufstellung eines Hochwasserschutzplanes für Hannover geprüft werden. Hierfür wurde bereits eine Arbeitsgruppe gebildet.

Maßnahmen in Hannover

Unabhängig von Maßnahmen außerhalb der Landeshauptstadt Hannover sind weitere Schutzmaßnahmen an Leine und Ihme in Hannover möglich. Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Hochwassersituationen in Verbindung mit weiteren Planungsüberlegungen zeigen sich Möglichkeiten, wie durch einzelne Maßnahmen die Arbeit der Einsatzkräfte im Hochwasserfall unterstützt sowie die Überflutungsgefahr insgesamt verringert werden kann.

Der Ihme im Bereich zwischen Leinert- und Legionsbrücke kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu (Bild in Anlage 2). Aufgrund des vorhandenen Abflussquerschnittes in diesem Bereich, staut sich das Wasser auf. Eine Vergrößerung des Abflussquerschnittes würde eine größere Sicherheit für mögliche höhere Hochwassersituationen als bisher bieten. Zur Überprüfung der Auswirkungen im Bereich der Ihme hat die Verwaltung Gutachten in Auftrag gegeben. Danach wären die Effekte an der Legionsbrücke mit einem 39 cm niedrigeren Wasserstand am stärksten und an der Wilkenburger Straße noch mit 3 cm zu beobachten (Bild in Anlage 3). Die Überflutungsgefahr ließe sich damit beispielsweise für die Stadtteile Calenberger-Neustadt und Linden-Süd deutlich reduzieren. Zur Verbesserung der Situation in Ricklingen wäre die Verlängerung der Deiche in Richtung Süden notwendig. Damit könnten Bereiche, die heute im Hochwasserfall von der Feuerwehr gesichert werden, durch bauliche Anlagen geschützt werden.

(5) Weiteres Vorgehen

Vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Gefahren von Umweltkatastrophen durch den globalen Klimawandel sollen die vorhandenen Hochwasserschutzeinrichtungen in Hannover ergänzt werden, um einen größeren Schutz als bisher zu bieten. Das Risiko, in den nächsten Jahrzehnten stärkere Hochwasserereignisse als in der Vergangenheit zu bekommen, steigt. Ziel ist es daher, den Gefahren bei einem 100-jährigen Hochwasser wirksam vorzubeugen und die Hochwasserschutzmaßnahmen in Hannover entsprechend auszurichten.

Um möglichen größeren Schäden vorbeugen zu können, sind als weitere Schritte die Aufstellung eines regionalen Hochwasserschutzplanes für die Leine sowie die Umsetzung der Maßnahmen in Hannover, im Wesentlichen an der Ihme, vorgesehen.

Die wichtigsten Maßnahmen sind die Verbreiterung der Benno-Ohnesorg-Brücke und Abgrabungen im Vorland zwischen Legions- und Leinertbrücke zur Vergrößerung des Abflussquerschnitts. Mit der Realisierung dieser Maßnahmen soll kurzfristig begonnen werden. Der Zeitbedarf für die Umsetzung wird hier bei etwa fünf Jahren liegen.

Zusätzlich sollen kleinere Maßnahmen an der Leine im Bereich der Königsworther Straße und in Linden-Nord umgesetzt werden. Ergänzend werden die Möglichkeiten einer Deichverlängerung in Ricklingen bis zum Südschnellweg weiter untersucht und vorbereitet.

Die Umsetzung aller Maßnahmen erfordert die Durchführung von Genehmigungsverfahren, die erfahrungsgemäß sehr aufwändig sind, da die Auswirkungen der geplanten Maßnahmen auf Ober- und Unterlieger sehr sorgfältig geprüft werden müssen. Um eine zügige Durchführung der Verfahren gewährleisten zu können ist eine intensive Zusammenarbeit der verschiedenen Beteiligten erforderlich. In diesem Zusammenhang haben die Wasserbehörde der Region sowie das Land angeboten, im Rahmen ihrer Koordinierungsfunktion die Stadt Hannover zu unterstützen.

Die Kosten für die unterschiedlichen Maßnahmen liegen insgesamt im Bereich zwischen 20 und 25 Millionen Euro, wobei der Neubau der Benno-Ohnesorg-Brücke und die Abgrabungen im Vorland den größten Anteil haben. Planungsmittel sind für 2006 in den Haushalt eingesetzt. Die Verwaltung beabsichtigt ab 2007 mit den Baumaßnahmen zu beginnen.

Berücksichtigung von Gender-Aspekten

Genderspezifische Aspekte sind nicht betroffen.

Kostentabelle

Die finanziellen Auswirkungen sind derzeit noch nicht detailliert in einer Kostentabelle darstellbar.

66.22
Hannover / 07.12.2005