7. Kulturspaziergang 2002

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7. Kulturspaziergang:
Hexenspektakel an der Teufelskuhle

Start Parkplatz „An der Bauerwiese“

Die Hexen-Eiche an der Teufelskuhle

In einer sagen-haften Ricklinger Landschaft:

von Victor Jürgen von der Osten


Welcher Ricklinger kennt nicht den schönen Weg durch das kleine Wäldchen an der Bauerwiese Richtung Hemmingen: nach Überschreiten der Beekebrücke befindet man sich in einer durch die Wasserflächen der Kiesteiche geprägten reizvollen Landschaft, die einen kaum glauben läßt, daß es sich hier immer noch um hannoversches Stadtgebiet handelt. Hinter der Südtangente liegt die Flur „Im Meister-Winkel“, mit der sich mehr oder minder unheimliche Sagengeschichten verbinden, die wohl daher rühren, daß sich hier der Verbindungsweg zwischen Hem-mingen und Ricklingen befand, den in seiner Abgelegenheit bei Dunkelheit zu begehen sicherlich manchem nicht ganz geheuer war. So soll sich hier einmal vor einem Soldaten, der in seine Garnison zurückkehren wollte, plötzlich die Erde geöffnet haben, und eine riesengroße Gestalt, gar schrecklich anzusehen, stieg daraus empor Eine Weile blieb sie stehen, dann fiel sie auf ihre Hände und trabte auf den benachbarten Wald zu. Dicht vor dem Holze richtete sich das Ungeheuer wieder in die Höhe, und es wurden aus ihm zwei gleich fürchterliche Gestalten, die im Walde verschwanden. Dem vor Angst zitternden Soldaten haben sie aber nichts anhaben können, weil er laut ein Vaterunser nach dem anderen gebetet hatte.

Hexenrap
Mädchentanzgruppe des Freizeitheims Ricklingen: „Hexenrap“

Kurz vor der Grenze nach Hemmingen befindet sich eine mit Wasser gefüllte Erdspalte, die sog. „Teufelskuhle“, mit der es folgende Bewandtnis haben soll: Vor langer Zeit stand hier eine kleine Kapelle eines Mönchs, der die damals noch heidnischen Ricklinger zum christlichen Glauben bekehren wollte. Im großen und ganzen ist ihm das auch gelungen; eines Tages drang jedoch ein böser Mann in das Kirchlein ein und erschlug den gerade betenden armen alten Einsiedler Darauf donnerte und blitzte es gar fürchterlich, die Erde bebte und tat sich auf, so daß die Kirche samt Ermordetem und Mörder in der Tiefe versanken. Die Erdspalte füllte sich mit Wasser und bildet seitdem das nasse Grab des frommen Mönches und seines Meuchlers.

Wenn man zu mitternächtlicher Stunde - insbesondere bei Vollmond - hier vorbeigeht und stets hübsch brav gewesen ist, soll man aus der Tiefe ein leises klingeln hören können: dies ist die Glocke des Einsiedlers.

Am Ufer der Teufelskuhle stand bis vor rund 100 Jahren die „Hexen-Eiche“, ein knorriger Baum, der so manches Jahrhundert an sich vorüberziehen sah. In alten Zeiten, als die stolze Krone noch hoch in die Lüfte ragte, sammelten sich in der Geisterstunde die Hexlein aus Ricklingen oben in dem luftigen Geäst und plapperten „auf Deubel komma raus“. Von besonderer Bedeutung aber war die Hexen-Eiche jeweils in den abendlichen Stunden vor dem 1. Mai: die Ricklinger Hexen versammelten sich dann bei ihr, um von hier aus gemeinsam, auf ihren Besen reitend, zur Walpurgisfeier auf den Blocksberg im Harz zu fliegen.

Mein Ururgroßvater Friedrich Curd v. Alten hat unter dem Pseudonym „Ritter von der Mauseburg“ in einer hübschen Erzählung „Die Hexen-Eiche - eine Teufels-und Brandgeschichte“ diese sagenhaften Vorgänge festgehalten und melancholisch-beeindruckend die letzten Stunden der Hexen-Eiche beschrieben, als diese durch Feuer, das Jugendliche gelegt hatten, zerstört wurde. Es heißt hier zum Schluß: „Lange trotzte die sagenumwobene Eiche dem tückischen Elemente - da begann ein ängstliches Stöhnen, ein Brausen, als ob der Sturm in den Ästen wühle - noch einmal tönte ein dumpfer, mächtiger Knall - das Haupt beugte sich und stürzte von der Höhe mit Donnergekrach - daß Kies und Funken stoben! Großartig wie er selbst ging der Riese unter, wie ein Held - sein eigener Scheiter-haufen! Dem Ritter aber stand das Wasser in den Augen - still schlich er nach der alten grauen Mauseburg.“

aus: Victor Jürgen v. der Osten, Auf den Spuren Alt-Ricklingens - Zur Geschichte Ricklingens und Geschichten eines Ricklingers -

Nach einer Idee und bei Beratung von
Victor Jürgen von der Osten

Texte und Regie: Gerd Zietlow
Koordination: Hartmut Herbst

Beteiligte Gruppen und Institutionen:
Bühne 93, Hannoversche Speeldeel, „U 60“ der Fidelen Ricklinger, aktivErleben e.V., Mädchentanzgruppe des Freizeitheims Ricklingen, Spielpark Ricklingen, Theaterpädagogisches Zentrum Hannover

Für die freundliche Unterstützung danken wir:
Naturfreunde - Ortsgruppe Ricklingen, Baugeschäft Schwarz KG, Freiwillige Feuerwehr Hannover - Ortsfeuerwehr Ricklingen, Stiftung Edelhof Ricklingen, Fa. Manfred Adam - Autozubehör, Wolfgang Mehl und den vielen Helferinnen und Helfern

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Hettwer/Nöthel 2004