Die Siedlung Oberricklingen ab 1900
Im Zuge der Industrialisierung tauchte der Name Oberricklingen erstmals auf. Durch die Nähe zu dem sich rasant entwickelnden Linden, ließen sich zahlreiche Fabriken auf Ricklinger Gebiet, beim Bahnhof Fischerhof, nieder. Um Wohnraum für die Arbeiter und deren Angehörige zu schaffen, entstand die Siedlung Oberricklingen.
Schon 1885 hatte sich der Spar- und Bauverein Ricklingen gegründet, welcher zum einflussreichsten Bauträger Oberricklingens wurde. Ein weiterer Bauverein, der Gemeinnützige Bauverein Ricklingen (GBR - Gegründet 1900), baute 1908 die erste geschlossene Arbeitersiedlung zwischen der Gredelfeld-, Menzel- und Schnabelstraße. Während des Ersten Weltkrieges wurde Oberricklingen durch den Bau mehrerer Kleinsiedlungen vergrößert.
1913 wurde Oberricklingen, als Teil von Ricklingen, zur Stadt Linden eingemeindet (...mehr: Ricklingen kommt zur Stadt Linden); 1920 zu Hannover. Aufgrund der Eingemeindung Lindens erhöhte sich die Bevölkerungszahl der Stadt Hannover stark. Die Steuereinnahmen wuchsen aber nicht im gleichen Maße mit, wodurch sich die finanzielle Situation Hannovers erheblich verschlechterte. Die Weltwirtschaftskrise (1929) ließ die Zahl der Arbeitslosen, auch in Oberricklingen, immens ansteigen. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zur Linderung der Arbeits- und Wohnungsnot wurden aufgestellt. So entstand am Tonniesberg eine Siedlung mit Notunterkünften, aus alten Eisenbahnwaggons. 1930 lebten hier 144 Familien. Später wurde diese Siedlung von den Nationalsozialisten aufgelöst und die Bewohner deportiert.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wies Oberricklingen, entgegen des Alten Dorfes, mehr Zerstörungen - vornehmlich in der Nähe von Bahnanlagen - auf. Schon kurze Zeit nach Kriegsende eröffnete die Firma Telefunken ein Werk am heutigen Ricklinger Kreisel, in dem zeitweise 6000 Arbeiter Lohn und Brot fanden. Oberricklingen wuchs in der nachfolgenden Zeit stark an, so z.B. durch die Bebauung der Hamelner Chaussee. Sein heutiges Aussehen verdankt Oberricklingen den Baumaßnahmen der 1950.-70. Jahre. Während der Wirtschaftswunder-Jahre war Arbeitslosigkeit kein Thema.
Heute dagegen, zählt die Arbeitslosigkeit wieder zu den Problembereichen, da Oberricklingen - im Gegensatz zu Ricklingen - immer noch ein Arbeits- und Wohngebiet für Industriearbeiter ist. Zwischen den beiden Ortsteilen besteht ein Sozialgefälle.
